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Die Kalenderreform


15. Oktober 2007, auf den Tag genau 425 Jahre nach der letzten Kalenderreform!

Unser in Deutschland verwendeter Kalender und in den meisten Teilen der Welt gebräuchliche ist der Gregorianische Kalender. Er ist die Reformation des Julianischen Kalenders, der auf Julius Caesar zurückgeht.
In der Antike basierte der Kalender auf dem Mondjahr mit 355 Tagen (12 synodische Mondumläufe mit 29,53 Tage). Immer wieder stellte man fest, dass sich die Jahreszeiten innerhalb dieses Kalenders verschoben, da das zu dieser Zeit nicht gebräuchliche Sonnenjahr rund 365 Tage lang ist. Noch zu Caesars Zeiten oblag eine Kalenderkorrektur den Pontifices (Priestern). Die durch das Priestertum eingefügten Schalttage kamen manchmal spontan und nach Gutdünken. Oft geschah es aus Eigennutz zur Amtsverlängerung.
Neben dem Mondkalender gab es auch den Witterungskalender (vergleichbar mit einem „Hundertjährigen Kalender“). An ihm orientierte sich das gemeine Volk. Wohl kaum ein Landwirt wäre auf die Idee gekommen, nur deswegen mit den Märzarbeiten zu beginnen, nur weil der Kalender März anzeigte. Hierfür waren Sternphasen und Wetterzeichen entscheidend, für die es Verzeichnisse gab. Kaum ein Feldherr konnte sich bei seiner Planung auf den bürgerlichen Kalender verlassen. Als Caesar seine Truppen nach Britannien übersetzte, bestimmte er die Jahreszeit nicht nach dem Kalender, sondern nach dem Sonnenstand.

Caesar verfolgte mit seiner Reform zwei Absichten:
          -  Orientierung der Jahreszeiten des bürgerlichen Jahres am Sonnenstand
          -  Langfristige Einhaltung des Sonnenjahres durch richtiges Schalten

Er war einer der Wenigen innerhalb der römischen Führungsschicht, die von den exakten Wissenschaften mehr als üblich verstanden. Kein Grieche oder Römer war vor Caesar auf die Idee einer zusammenfassenden Kalenderreform mit Hilfe des Sonnenjahres gekommen. Dadurch gab es auch keine grundlegenden Vorarbeiten, auf die er hätte zurückgreifen können. Der Ägypter Ptolemaios III hatte -237 versucht eine Reform auf Basis des Sonnenjahres mit einem vierjährigen Schalttag durchzuführen. Dieses muß den Beratern Caesars bekannt gewesen sein. Sein wichtigster Berater war Sosigenes, der drei aufeinander folgende Schriften über die Berechnung des Kalenders verfasst hat.
Das neue Jahr orientierte sich, wie schon gesagt, an der Sonne. Es hatte somit 10 Tage mehr als das Mondjahr. Diese wurden so über die 12 Monate verteilt, dass es zu keiner Änderung der Rechtsstellung einzelner Tage und der Position von Festtagen innerhalb der Monate kam. Seit Beginn des Römischen Kalenders (varronische Zählung) mit der Gründung Roms hat es endlose Angleichungen durch Schalttage gegeben. Zu Kalenderkorrektur benötigte man nach einer Interkalation (Einfügung) von 23 Tagen im Februar noch weitere 67 Tage. Diese wurde mit Hilfe zweier überlanger Interkalationsmonate so geschickt verteilt, dass das laufende varronische Jahr 708 trotzdem mit dem Dezember endete. Diesem annus confusionis ultimus (überlangen Jahr) folgte das annus Iulianus (caesarische Jahr) 709 mit dem 1. Januar (-45 oder 46 v. Chr. heutiger Zeitrechnung).
Durch die Eile der Kalenderreform und die mangelnde Unterrichtung des Pontifices wurde die für die Schaltung gewählte Formulierung nach den Iden des März (Mord an Caesar am 15. März  44 v.Chr.) absolut mißverständen. Es sollte Quarto quoque anno, in jedem 4. Jahr, geschaltet werden. Aus nicht bekannten Gründen schalteten die Pontifices jedoch alle 3 Jahre. Dadurch wurde bis zur Kalenderreform des Augustus  im Jahre 8 v. Chr. dreimal zuviel geschaltet. Kaiser Augustus korrigierte den Schaltfehler und setzte Caesars Schaltregeln um. Es war keine sonderlich aufregende Reform im Vergleich zu Caesars Kalendereinführung. Dafür war Augustus jedoch in der Lage, sich in moderner politischer Manier hervorragend zu präsentieren (Bau eines Obelisken und Herstellung von Bronzetafeln) und feiern zu lassen. Bei dieser Gelegenheit wurde der Monat Sixtilis in Augustus umbenannt. Der Quintilis heiß schon seit 46 v. Chr. Julius.
Auf dem ersten Konzil von Nicäa (325 n. Chr.) wurde das Osterfest in seiner heutigen Form festgelegt. Es sollte stets am ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmond stattfinden.
Das Jahr Christi Geburt wurde in den Jahren 525 bis 530 n. Chr. durch den römischen Mönch Dionysius Exiguus, historisch jedoch fehlerhaft, ermittelt. Die Zählweise vor/ nach Chr. wurde etwa ab dem Jahr 607 gebräuchlich, wobei es das Jahr „Null“ nicht gibt. In der parallelen astronomisch/ mathematischen Zählweise ist es jedoch vorhanden. Beispielsweise das Jahr 11 v. Chr. entspricht dem Jahr -10.

Im Jahre 1576 rief Papst Gregor XIII eine Kommission aus Astronomen, Mathematikern und Geistlichen ins Leben, die sich mit der Reformation des Kalenders beschäftigen sollte. Im gleichen Jahr wurde der süditalienische Arzt Luigi Lilio mit dem Reformationsplan beauftragt. Er verstarb jedoch, bevor er sein Ergebnis präsentieren konnte. Diese Pflicht übernahm sein Bruder Antonio. Es ist nur sehr wenig über Luigi Lilio bekannt. Er wurde 1510 in Ciro (Calabrien) geboren, und studierte zusammen mit seinem Bruder Medizin an der Universität von Neapel. 1552 ging er an die Universität von Perugia. In der Folgezeit traf er in Rom auf den Kardinal Guglielmo Sirleto, den Vorsitzenden der Kommission zur Kalenderreform, nachdem 1577 Tammasco Giglio auf den Vorsitz verzichtete. Wie Lilio zum Auftrag der Kalenderreform kam, ist nicht bekannt. Bekannt war jedoch sein leidenschaftliches Interesse an der Astronomie.
Die Idee zur Kalenderreform war nichts Neues. Erste Gedanken gehen auf Venerable Bede um 730 n. Chr. zurück. Niemand war bis 1582 in der Lage ein gescheites System zu bieten. Am 24. Februar 1582 erließ Papst Gregor die Bulle Inter gravissimas zur Kalenderreform, die am 15. Oktober des gleichen Jahres in Kraft treten
sollte.
Die protestantischen Nationen blockierten die Reformen. Manche Menschen waren blind für die Neuerungen. Voltaire schrieb später,
„Die Uneinsichtigen möchten lieber im Mißklang mit der Sonne als im Einklang mit dem Papst leben“.
Auslöser der Kalenderreform war das Problem der Festlegung des Osterfestes. Seit dem ersten Konzil von Nicäa gab es eine Diskrepanz von 10 Tagen. Es lag daran, dass das tropische Jahr (365,2422 Tage) nicht der Jahreslänge des Julianischen Kalenders (365,25 Tage) entsprach. Dadurch wanderte der Frühlingsanfang rückwärts durch den Kalender. Im Jahre 1582 lag er am 11. März. Da sich die Berechnung des Osterfestes auf den 21. März bezog, wurde es 10 Tage zu spät gefeiert. Lilio schlug vor, diese 10 Tage in Einem oder über einen Zeitraum von 40 Jahren, beginnend mit dem Jahr 1584, vom Kalender abzuziehen. Die Kommission entschied sich für den einmaligen Abzug von 10 Tagen. Dadurch sollte auf Donnerstag, der 4. Oktober 1582 Freitag, der 15. Oktober folgen. Hierdurch gewann man wieder den Anschluss an den Julianischen Kalender.
Lt. Schaltregel des Julianischen Kalenders wurde alle 4 Jahre ein Schalttag (29. Februar) eingefügt. Dadurch war das Jahr 365,25 Tage lang. Das tropische Jahr hat jedoch 365,2422 Tage. Eine zusätzliche Regel im Gregorianischen Kalender sagt, daß alle Jahre, deren Ordnungszahl durch 100, aber nicht durch 400 teilbar ist, keine Schaltjahre sind (1800, 1900, 2100, …). Dadurch hat das mittlere Jahr 365,2425 Tage. Die Abweichung liegt nun bei 1 Tag in rund 3300 Jahren.
Bis zum Jahr 5000 wird es wohl eine weitere Kalenderreform geben. Dann wird man sich darüber unterhalten müssen, wann ein zusätzlicher Schalttag einzufügen ist, damit der Kalender nicht einen Fehler von einem Tag in die folgenden 3300 Jahre mitnimmt.



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