pic

Kometenbeobachtung


(BK)  "Heller Komet entdeckt!" - Solche oder ähnliche Schlagzeilen lesen wir hin und wieder in der Presse. Der Astronomieinteressierte wird neugierig und sucht in den kommenden Nächten den Himmel ab. Leider Fehlanzeige! - Obwohl in der Zeitung eine Aufsuchkarte war, wurde der Komet nicht gefunden. War er vielleicht doch nicht so hell wie angekündigt?
Das ist kein Einzelfall. Wer von den älteren unter uns hat den 1973 so hoch gepriesenen Kometen Kohoutek gesehen? Oder wer hat den bekannten Kometen Halley - meine Großeltern haben überaus beeindruckend von der Erscheinung im Jahre 1910 berichtet - bei seiner Wiederkehr 1985/ 86 gefunden? Auch im vergangenen Jahr gab es wieder drei helle Kometen: NEAT, LINEAR und Machholz. Ich denke, dass auch diese Kometen von den wenigsten Lesern dieser Homepage beobachtet wurden. Woran liegt es, dass Kometen so schwer zu finden sind?

Eine Reihe an günstigen Voraussetzungen sind für eine gute Beobachtung mit dem bloßen Auge wichtig:

Grundsätzlich sind Kometen keine Himmelskörper, die selbst Licht aussenden. Wenn sie in die inneren Bereiche des Sonnensystems eindringen, wird ihre Oberfläche erwärmt. Es löst sich Material in Form von Gas und Staub von ihrer Oberfläche. Der Staub reflektiert und das Gas emittiert das Sonnenlicht. Ein Komet ist umso heller, je näher er an der Sonne und/ oder an der Erde ist. Bei einigen Kometen kann sich  spontan sehr viel Materie lösen, so dass es zu einem sogenannten Helligkeitsausbruch kommen kann. In diesem Fall wird der Komet heller als vorausgesagt sein.

Kometen sind keine punktuellen, sondern flächenartige Objekte. Sie erscheinen am Himmel nicht eindeutig, sondern sehen wie ein zertretener Lichtfleck aus. Je näher sie an der Erde sind, um so diffuser (verwaschener) erscheinen sie.

Je näher ein Komet an der Erde ist, um so schneller wird er seine Position zwischen den Sternen ändern. Bäume, die am Straßenrand stehen, bewegen sich während der Autofahrt auch schneller an uns vorbei als Bäume, die weiter entfernt sind. Es wird nicht allzu lange dauern, und schon ist der Komet für uns unbeobachtbar (zur Freude der Australier) zum Südsternhimmel gewandert.

Ist ein Komet in Sonnennähe, und somit besonders hell, dann wird er in der Dämmerung tief am Horizont stehen. Der Himmel ist noch oder schon zu sehr aufgehellt. Durch die Dicke der Atmosphäre zum Horizont hin verlieren flächenhafte Objekte stark an Kontrast. In so einem Fall (was durchaus häufiger vorkommt) kann der Komet trotz größerer Helligkeit eine Enttäuschung sein.

Kann ein Komet nur in der Dämmerung in Horizontnähe beobachtet werden, dann können sich viele Sternfreunde nicht richtig orientieren, weil lediglich die allerhellsten Sterne zu sehen sind.

Ein "Abendkomet" wird lieber beobachtet als ein "Morgenkomet", weil der Beobachter dann früher aufstehen muss.

Bei der Beobachtung von Kometen ist ein Feldstecher gefragt. Hierbei sollte man darauf achten, dass er eine geringe Vergrößerung und einen möglichst großen Objektivdurchmesser hat (z.B. 7 x 50 oder 11 x 80). Somit hat man ein relativ großes Blickfeld mit so viel wie möglich Lichtsammlung.


Trotz dieser vielen Widrigkeiten werden wir doch immer wieder belohnt. Die folgende Tabelle listet alle hellen Kometen seit 1950 auf.


Alle Kometen seit 1950 mit einer Helligkeit größer als 4.0 Magnitudo

Helligkeit
Name
Bezeichnung


-   7    
C/1965 S1
Ikeya-Seki
-   3    
C/1975 V1
West
-0.8    
C/1995 O1
Hale-Bopp
-0.5    
C/1956 R1
Arend-Roland
-0.5    
C/2002 V1
NEAT
0.0    
1996 B2
Hyakutake
0.0    
1969 Y1
Bennett
+0.5    
C/1998 J1
SOHO
+1.0    
1957 P1
Mrkos
+1.0    
1962 C1
Seki-Lines
+1.0    
1970 K1
White-Ortiz-Bolelli
+1.7    
1983 H1
IRAS-Araki-Alcock
+2.4    
1P/1982 U1
Halley
+2.5    
C/1973 E1
Kohoutek
+2.5    
C/2000 WM
LINEAR
+2.7   
1964 N1
Ikeya
+2.8    
1989 W1
Aarseth-Brewington
+2.8    
1963 A1
Ikeya
+2.9    
2001 Q4
NEAT
+2.9    
153P/ 2002 C1
Ikeya-Zhang
+3.0    
2001 A2
LINEAR
+3.3    
2004 F4
Bradfield
+3.4    
2002 T7
LINEAR
+3.5    
1959 Y1
Burnham
+3.5    
1969 T1
Tago-Sato-Kosaka
+3.5    
1980 Y1
Bradfield
+3.5    
1961 O1
Wilson-Hubbard
+3.5    
1955 L1
Mrkos
+3.6    
1990 K1
Levy
Aufnahme: Martin Grossmann, Gronau 1976
+3.7    
1975 N1
Kobayashi-Berger-Milon
+3.9    
1974 C1
Bradfield


Ende der 90er Jahre  hatten wir mit Hale-Bopp und Hyakutake zwei sehr helle Kometen am Himmel.  Beide wurden aber noch vom Kometen West 1975 geschlagen.
Ikeya-Seki stellte jedoch 1965 alles in den Schatten. Er war etwa 10 mal heller als die Venus. Kundige Sternfreunde sind in der Lage die Venus am Tageshimmel zu finden. Somit dürfte es zu dieser Zeit selbst "Unkundigen" nicht schwergefallen sein, diesen Kometen am Tageshimmel zu finden. Japanische Sternfreunde haben Ikeya-Seki mit -17 Magnitudo direkt neben der Sonne beobachtet (was wegen der Erblindungsgefahr äußerst gefährlich ist). Zu diesem Zeitpunkt war der Komet ca. 100. 000 mal heller als die Venus.

Folgend möchte ich noch einige Tipps zur Kometenbeobachtung geben:

Machen sie sich mit einem akzeptablen Fernglas vertraut (z.B. 7 x 50 oder größer, wobei die zweite Zahl = Linsendurchmesser entscheidend ist). Schauen sie zunächst in klaren Nächten "spazieren". Orientieren sie sich an hellen Sternen und suchen sie diese mit dem Feldstecher auf. Ein Stativ kann zusätzlich eine große Hilfe sein.

Machen sie sich mit der horizontnahen Beobachtung während der Dämmerung vertraut. Suchen sie hellere Sterne auf und verfolgen sie diese zum Untergang hin.

Suchen sie sich zum Üben einige helle Sternhaufen aus, die sie mit Hilfe einer kleinen Sternkarte finden können (s. Buchtip: Atlas für Himmelsbeobachter). Sie werden dann schnell ein Gefühl für flächenhafte diffuse Objekte entwickeln. Gleichzeitig weiß man dadurch im Vergleich zu den Sternhaufen auch die Helligkeit von Kometen einzuordnen.

Nun kann der nächste hellere Komet kommen, um von ihnen beobachtet zu werden!



Zur Information noch einige Links über Kometen:

The Astronomer

Cometography

Akira Fujii - Kometen

Institut for Astronomy

Weekly Information

Comet Observation

 

ältere Themen